Aus dem Abseits geholt

Gewalt gegen Frauen – ein Thema, das in seiner schonungslosen Darstellung bei Felicia Zeller erschüttert. Trotzdem sind nicht alle im Publikum deprimiert nach Hause gegangen. 

Stimmen gesammelt von Marlene Drexler

Gänsehaut und Tränen - hat der Abend für Johanna gebracht

6. Mai 2024. Nach dem Gastspiel von Felicia Zellers Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt  in der Regie von Eike Weinreich aus dem Theater Oberhausen sprachen wir mit Zuschauer*innen im Foyer.

Johanna, 25 Jahre

Warum sind Sie heute hier?

Ich bin im Rahmen eines Seminars über die Mülheimer Theatertage gekommen. Jeder konnte sich für Stücke eintragen. Und weil ich in einem anderen Seminar zum Thema Dramentexte im Laufe der Zeit schon mit Felicia Zeller in Berührung gekommen bin, habe ich mir diesen Abend ausgesucht.

Welche Szene/welches Bild/welches Textfragment ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Dieser wiederkehrende Ausruf "Nein". Ich hatte insgesamt oft Gänsehaut und es sind auch ein paar Tränen geflossen. Ich fand das Stück toll, aber auch wahnsinnig emotional aufgeladen. Man hatte oft zu schlucken. 

Mit welchem Gefühl sind Sie aus der Vorstellung raus gegangen?

Bedrückt. Als das Klatschen losging, musste ich erst einmal runter fahren. Wir haben uns vorher nichts durchgelesen, weil wir ganz offen reingehen wollten. Aber ich dachte nicht, dass es so hart wird.

Können Sie den Abend weiterempfehlen?

Auf jeden Fall. Ich finde jeder sollte das Stück schauen. Das ist so ein wichtiges Thema, diese Botschaft, die damit rausgeht, nämlich dass Täter zu wenig zur Verantwortung gezogen werden.

 

Adjilson, 29 Jahre

Warum sind Sie heute hier?

Weil meine Freundin mit auf der Bühne stand.

Welche Szene/welches Bild/welches Textfragment ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich finde den Bruch der Figur Anke, der Darstellerin im lila Kostüm, am Ende beeindruckend. Weil sie bis dahin sehr ruhig ist und dann aber plötzlich total ausrastet. Und der Satz "Steig sofort Auto" ist bei mir total hängen geblieben.

Mit welchem Gefühl sind Sie aus der Vorstellung raus gegangen?

Ich fühle mich beengt. Ich hab das Stück jetzt schon mehrmals gesehen und es ging mir jedes Mal gleich.

Können Sie den Abend weiterempfehlen?

Ja. Weil es ein Thema ist, dass mehr Öffentlichkeit braucht.

20240505 210613"Steig sofort Auto" – ein Satz, der bei Adjilson nachhallt © md

 

Laila, 23 Jahre

Warum sind Sie heute hier?

Ich begleite eine Freundin.

Welche Szene/welches Bild/welches Textfragment ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich fand den Dialog interessant, in dem es darum ging, dass es weniger spezifische Beleidigungen für Männer als für Frauen gibt. Darüber haben wir im Freundeskreis auch schon mal gesprochen.

Mit welchem Gefühl sind Sie aus der Vorstellung raus gegangen?

Auch wenn es um Gewalt geht, fand ich es gar nicht deprimierend. Sondern empowernd, dass das Thema Raum bekommt.

20240505 211128Laila ist auf Einladung ihrer Freundin ins Theater an der Ruhr gekommen © md

 

 

Anna, 24 Jahre

Warum sind Sie heute hier?

Ich kenne eine der Darstellerinnen.

Welche Szene/welches Bild/welches Textfragment ist Ihnen am meisten in Erinnerung geblieben?

Ich fand die Stelle beeindruckend, wo die Spielerinnen die Perspektive gewechselt haben. Vorher stand die Frage im Raum: Warum betroffene Frauen ihre Männer nicht einfach verlassen. Als dann der Spieß umgedreht und gefragt wurde "Warum hört Ihr Männer nicht auf mit der Gewalt?" fand ich das stark.

Mit welchem Gefühl sind Sie aus der Vorstellung raus gegangen?

Ich finde es bestärkend, dass das Thema häusliche Gewalt, das ja oft im Abseits spielt, hier öffentlich thematisiert wird. 

20240505 211113Anna ist im Anschluss auch noch zum Publikumsgespräch mit der Autorin geblieben © md

Kommentar schreiben